Montag, 25. Februar 2013

Rote Karte für Bernd Kramer (Journalist). Eine Abmahnung, ein offener Brief und Aktivismus für atheistische Fundamentalisten der sog. Skeptiker-Bewegung.

„Sehr geehrter Herr Kramer, Donnerstag abend, am 21.2.2013 um 22:16 Uhr erhielt ich von Ihnen von Ihrer GMX-Adresse aus eine E-Mail, in der Sie mir für einen „größeren Artikel“ in der „tageszeitung (taz)“ vier Fragen stellten, verbunden mit dem Hinweis, dass Sie sich „über eine Rückmeldung im Laufe des Freitags freuen“ würden ...“. So beginnt ein offener Brief, den Prof. Dr. Harald Walach soeben im Blog des Instituts für transkulturelle Gesundheitswissenschaften der Europa-Universität Viadrina veröffentlicht hat. Prof. Walach hatte sich schon 2012 juristisch erfolgreich gegen eine falsche und rufschädigende Behauptung von Bernd Kramer bei SPIEGEL ONLINE gewehrt (siehe: „Viadrina-Hoax von Bernd Kramer“). Weil er nun deutliche Indizien für unseriöse und unfaire journalistische Praktiken sieht, einer Beantwortung der sein Institut betreffenden Fragen jedoch nicht ausweichen will, drehte er den Spieß einfach um und stellte dem Mitarbeiter des Pressebüros www.weitwinkel-reporter.de einige interessante Fragen.
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Pendeln, Tarot, Rutengehen und Geistheilerei es gibt kaum etwas, das nicht geglaubt wird ...
"Erleuchtung gefällig" von Bernd Kramer: Erstlingswerk eines selbst ernannten Esoterik-Jägers mit fragwürdigen Methoden und hinterfragungswürdiger Qualifikation. (ab 29.05.2013 im Handel)

Bernd Kramer, „Esoterik-Jagd und der Pressekodex
Die „journalistischen Methoden“ des Bernd Kramer sind für dieses Blog kein neues Thema. Schon im Mai 2011 veröffentlichte er den ideologisch aufgeladenen ZEIT-Artikel „Pseudowissenschaften - Der akademische Geist“, der seine weltanschauliche Verortung verriet und aus Sicht dieses Blogs schwere ethische sowie journalistische Grenzverletzungen enthält. Mehr dazu weiter unten.

Doch zunächst zu den offenen Fragen, die Prof. Walach in seinem Beitrag „Die Zukunft des IntraG, der Pressekodex und ein offener Brief an den freien Journalisten Bernd Kramer“ anspricht. Drei Fragen sind so interessant, dass sie hier zitiert werden sollen. Sie betreffen Ziffer 1 und 2 des Pressekodex, der Bernd Kramer zu Sorgfalt und Wahrhaftigkeit verpflichtet:

Frage zur Sorgfalt:
Zitat Anfang: „Wie vereinbaren Sie Ziffer 1 und 2 des Pressekodex mit der Tatsache, dass Sie falsche Informationen verbreitet haben und Informationen so zusammengestellt haben, dass sich falsche Schlüsse nahelegen? Ziffer 1 und 2 des Pressekodex verpflichten Sie zu „Wahrhaftigkeit“ und sorgfältiger Recherche. Der Pressekodex sieht somit vor, dass vor einer Berichterstattung die Quellenlage sorgfältig geprüft wird. Das haben Sie in unserem Fall nicht getan.

Sie haben z.B. insinuiert, dass der Bericht und die Empfehlung der Brandenburgischen Hochschulstrukturkommission unser Institut zu schließen etwas mit einer von uns betreuten Masterarbeit zu tun gehabt habe, die zuvor in einigen Blogs – und von Ihnen selbst kritisiert wurde. Diese Arbeit ist übrigens mittlerweile mitsamt Peer Reviews publiziert.

Wenn Sie die Hintergründe sorgfältig recherchiert hätten, hätten Sie gewusst, dass die Hochschulstrukturkommission vor allem die Aufgabe hatte, nach Einsparpotenzial zu suchen und nicht primär mit Forschungsevaluation zu tun hatte. Die Empfehlung der Kommission und die Entrüstung der Blogs über die Masterarbeit – die im Übrigen schon Monate zuvor öffentlich verfügbar war – hatten nichts miteinander zu tun. Es handelte sich entweder um eine rein zufällige Gleichzeitigkeit, oder gar um eine geschickte Platzierung eines medialen Sturms der Entrüstung mit dem Ziel, der Entscheidung der Kommission gegen unsere Arbeit zusätzlichen Rückenwind zu geben ...“ - Zitat Ende.

Frage zur Quelle:
Zitat Anfang: „Schon vor zweieinhalb Jahren hat die Süddeutsche Zeitung in einem Artikel eine Reihe ähnlicher Falschmeldungen verbreitet.

Haben Sie sich einfach auf diese Falschmeldungen gestützt und sich nicht die Mühe gemacht, selber zu recherchieren? Wo hatten Sie diese Informationen her?“ - Zitat Ende.

Anmerkung: Man beachte, dass der Link zum SZ-Artikel auf eine leere Seite mit Fehlermeldung führt, weil der SZ-Artikel mit Falschbehauptungen entfernt wurde.

Frage zum Motiv:
Zitat Anfang: „Eine dieser Falschmeldungen war meiner Meinung nach offenkundig mit der Absicht platziert, uns in Verbindung mit dem als Betrüger verurteilten Hartmut Müller zu bringen. Sie schrieben damals, besagter Hartmut Müller sei bei uns an der Viadrina in unserem Studiengang zur Lehre vorgesehen gewesen. Diese Aussage ist nachweislich falsch. Er war nicht nur nie Dozent bei uns, er war auch nie vorgesehen als Dozent und wir haben auch nie erwogen, ihn anzufragen.

Als Stefan Locke von der FAZ am Sonntag diese falsche Information im letzten April (ebenfalls) publizierte, bin ich sofort aktiv geworden. Mein Rechtsanwalt hat eine Abmahnung an die FAZ am Sonntag geschickt, woraufhin die fragliche Information sofort gelöscht wurde. Das dürften Sie mitbekommen haben. Warum haben Sie diese falsche Informationen in einem bei SPIEGEL ONLINE veröffentlichten Beitrag wiederholt (was Ihnen dann in einer einstweiligen Verfügung untersagt worden ist, zu wiederholen)? Meiner Meinung nach mussten Sie gewusst haben, dass die Information falsch ist. Warum haben Sie sie trotzdem verbreitet?“ - Zitat Ende.

Schleichwerbung für anonymen Internetpranger militanter Atheisten?

1. Ideologische Nähe zum „Skeptiker“-Verein GWUP e.V.
Kommen wir zurück zu Bernd Kramers ZEIT-Artikel „Pseudowissenschaften - Der akademische Geist“, der zwei Besonderheiten aufweist. Zunächst einmal zitiert er hier Martin Mahner von der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften in einer Weise, die man als Information aber auch als versteckte Werbung für eine streng dogmatische Organisation atheistischer Fundamentalisten interpretieren kann, der Bernd Kramer - so die Meinung dieses Blogs - weltanschaulich nahesteht und die in der gleichen Zeitung schon einmal mit dem wenig schmeichelhaften Begriff „Politsekte“ in Verbindung gebracht worden ist.

Der Verein GWUP ist bekannt dafür, dass er mit missionarischem Eifer und Dogmatismus Feindbilder bekämpft, die sich für ihn als „esoterisch“, „irrational“ oder „pseudowissenschaftlich“ anfühlen, dies jedoch nicht zwangsläufig sein müssen. Es ist eher so, dass der ganze konspirative Habitus vieler Vereinsmitglieder darauf hindeutet, dass selbst ernannte Esoterik-Jäger und „Skeptiker“ ihren Feindbildern sehr ähnlich sind - nur eben mit umgekehrten Vorzeichen. Diese Ähnlichkeit mit Esoterikern und Anhängern von Verschwörungstheorien betrifft die fehlende oder sehr geringe wissenschaftliche Qualifikation, das Fehlen echter wissenschaftlicher Arbeit (stattdessen konzentriert man sich fast ausschließlich auf Stimmungsmache), den Missbrauch von Begriffen und die Vorliebe für Symbole. Schaut man beispielsweise in das Blog des von Bernd Kramer in der ZEIT vorgestelleten Vereines GWUP e.V., so befindet sich ganz oben links ein Freimaurersymbol - wow! Der Unterschied zu manchem Esoterik- und Verschwörungs-Portal ist in Sprache und Stil minimal - es sind nur gegensätzliche fundamentalistische Positionen und Lager, die hier mit missionarischem Eifer (gefühlte) Feindbilder bekämpfen.

2. ZEIT: Bernd Kramer verlinkt zum anonymen Internetpranger Esowatch mit kriminellen Inhalten
Der absolute Knaller ist Bernd Kramers Esowatch-Hinweis und ein inzwischen nicht mehr zu seinem ursprünglichen Ziel führender Link. In seinem ZEIT-Artikel lesen wir:

„Am anfälligsten für die Unterwanderung durch Esoteriker sind ausgerechnet die Universitäten. Das Internetprojekt esowatch.com zählt deutschlandweit 17 Hochschulen mit pseudowissenschaftlichen Lehr- und Forschungsangeboten ...“

Dazu muss man wissen:
Was Kreuz.net für militante katholische Fundamentalisten war, das ist Esowatch.com (nach dem unfreiwilligen Verlust der Domain im Sommer 2012 heißt der Laden heute übrigens Psiram.com) für militante atheistische Fundamentalisten. Es handelt sich um einen anonymen Internetpranger, der vom militanten und naiven Rand der Atheisten-Szene genutzt wird, um Feindbilder zu bekämpfen, ohne - weil anonym gehostet - für umfangreiche Straftaten (üble Nachrede, Verleumdung, Verletzung von Urheber- und Persönlichkeitsrechten) zur Rechenschaft gezogen werden zu können. Siehe hierzu auch der Esowatch.org-Beitrag: Faktencheck zum Telepolis-Artikel von Guido Watermann. „Esowatch heißt jetzt Psiram“.

„Esowatch-Prozess vor dem Landgericht Hamburg
Wegen reklamierter Inhalte von Esowatch.com bzw. Psiram.com haben die Staatsanwaltschaften Landau und Berlin wegen Beleidigung aktiv ermittelt und gabe es einen ca. 12 Monate dauernden Zivilprozess vor dem Landgericht Hamburg (Aktenzeichen 324 O 650/10), dessen interessante  Urteilsbegründung (interessant, weil Rückschlüsse auf die Qualität der Delikte zulassend) von der Pressestelle des Landgerichts Hamburg gegen Zahlung einer Gebühr anonymisiert zur Verfügung gestellt wird. Bernd Kramer sollte sich dieses Dokument einmal beschaffen, bevor er das nächste Mal auf ein anonymes Webprojekt verweist, dessen ganze (kriminelle) Dimension er nicht zu begreifen scheint.

Die Esowatch.com betreffenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Landau wurden schon vor einiger Zeit eingestellt. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Berlin wegen Beleidigung wurden erst vor wenigen Tagen eingestellt - und zwar mit der sinngemäßen Begründung, dass es zwar starke Indizien dafür gibt, dass der Beklagte des Zivilprozesses in Hamburg mit dem Projekt in Verbindung steht, dass das Beweismaterial jedoch nicht ausreicht, um ihn zur Rechenschaft ziehen zu können. In der Urteilsverkündung des Hamburger Prozesses wird darauf verwiesen, dass „Hinweise auf eine Verbindung des Beklagten ... mit der Esowatch Seite bestehen“, dass der Kläger jedoch seiner „Darlegungslast für die Passivlegitimation des Beklagten“ nicht „hinreichend nachgekommen ist“. Vor dem Hintergrund der Fülle von Spuren und Indizien, die von einer polizeilich ausgewerteten IP-Falle bis zu Stimmproben reichten, lässt sich das Urteil auch so interpretieren: Auch no so gute Spuren und Indizien reichen nicht aus, um im Schutze der Anonymität begangene Internetstraftaten zivilrechtlich ahnden zu können. Es erfordert schon eine polizeiliche Behörde, welche die Aktivisten auf frischer Tat und in justiziabler Form erwischt - idealerweise mit Hausdurchsuchung, um das Beweismaterial justiziabel sichern zu können und Täter auf frischer Tat zu ertappen.

Für die bis zu 1.500 Geschädigten ist das sicherlich nicht befriedigend. Erfreulich ist jedoch, dass die Szene jetzt polizeibekannt ist und die Ermittlungen vorläufig (!) eingestellt wurden. Der bereits gut eingegrenzte Personenkreis kann sich nicht mehr viel erlauben und muss sich genau überlegen, mit wem er wie digital und analog kommuniziert.


Aktive Esowatch-/Psiram.com-Promotion im GWUP-Blog
Zu den aktiven und aggressiven Promotern der Plattform Esowatch.com bzw. Psiram.com gehört übrigens - wie überraschend - die von Bernd Kramer in der ZEIT vorgestellte (versteckt beworbene???) Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften. Eine spezifische Google-Suche nach den Begriffen Esowatch, Psiram im GWUP.Blog führt derzeit zu 900 bis 1.300 Treffern.
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Es lebe die Aufklärung ...
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